Kolumne Abenteuer Atmung
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Es geht um Rassismus

Kolumne Abenteuer Atmung

George Floyd, Ahmaud Arbery, Amy Cooper: Wenn du von keiner dieser Personen gehört hast, deutet das entweder hin auf kolossale Ignoranz deinerseits. Oder du hast gerade echt viel zu tun. 

Bau eines Bunkers für die Apokalypse, großes Mikado-Turnier mit den Eltern, Lektüre der Heiligen Schrift: Was immer dich bis jetzt davon abgehalten hat, die Ereignisse wahrzunehmen, die mit diesen drei Namen verbunden sind: Leg es kurz zur Seite und google sie. 

Lies nicht weiter, bevor du weißt, wer Floyd, Arbery und Cooper waren bzw. sind. 

Ich werde hier nicht versuchen, die Ereignisse zusammenfassen. Das schaffe ich nicht. Es ist einfach viel zu viel Material, die Themen sind riesengroß. Guck dir die Videos an, wenn du es ertragen kannst. Geh auf Facebook, Youtube, Instagram, Twitter und guck dir die Reaktionen an. Hör dir an, was die Menschen sagen, lies dir durch, was sie schreiben. Investiere ruhig mal ein, zwei Stunden. 

Es geht hier nicht darum, was ich zu sagen habe. Warum bist du überhaupt noch hier? Informieren sollst du dich! Medienkompetenz! 

Beim Informieren wirst du zwangsläufig auch auf Berichte über Plünderungen stoßen. Falls du dann denkst: „Was kann denn das Privateigentum dafür? Das geht jetzt aber zu weit!“, dann google noch mal. Vorschläge für Suchbegriffe: 

  • Atlantischer Sklavenhandel
  • Lynchjustiz USA
  • Civil rights movement murders
  • Polizei Rassismus USA

Wenn du keine Zeit hast, viel zu lesen, guck dir die Bilder an. 

Diese und ähnliche Scheiße ist Alltag für Millionen von Schwarzen Menschen dort. Seit Hunderten von Jahren. „Wir“ können höchstens versuchen zu verstehen, was das überhaupt bedeutet. Sich angesichts dieser Dinge ernsthaft über Plünderungen aufzuregen und ausschließlich friedlichen Protest zu fordern: bestenfalls gedankenlos, schlimmstenfalls rassistisch. Meiner Ansicht nach idiotisch. 

Ich lese im Netz viele Kommentare mit dem Tenor: „Zum Glück haben wir in Deutschland nicht solche Probleme.“ Na gut: Wir haben nicht genau diese Probleme. Trotzdem sind zumindest vorsichtige Einwände angebracht. Siehe Hanau, Halle, Lübcke.

Aber klar: In Deutschland sind rassistische Morde durch Polizist*innen nicht an der Tagesordnung (sie passieren nur sehr vereinzelt). Ich fürchte nur, das liegt vor allem daran, dass das allgemeine Niveau der Brutalität hierzulande niedriger ist, weil wir keine Schusswaffen im Supermarkt kaufen können.

Dass Deutschland heute nicht nur weniger brutal ist als die USA, sondern tatsächlich weniger rassistisch, glaube ich dann, wenn wir die erste türkischstämmige Bundeskanzlerin haben. Und nicht direkt im Anschluss einen durchgeknallten Rassisten ins Amt wählen. 

Du findest, das klingt verrückt? Das ist eventuell Teil des Problems. 

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