Kolumne Abenteuer Atmung
Eigentlich wollten wir Anfang Mai nach Italien. Der Urlaub soll nachgeholt werden, vielleicht im Herbst, wir haben Gutscheine von Bahn und Hotels bekommen. Aber meine Frau hat trotzdem jetzt Urlaub. Es ist alles kompliziert genug für die Arbeitgeber.
Ohne Corona wären wir vielleicht genau jetzt im Kolosseum. Stattdessen sitze ich mit Laptop in der Küche und schreibe eine verfickte Kolumne über etwas, das nicht stattfindet. Jetzt da ich darüber nachdenke, wird es mir auch gleich zu blöd. Dann doch lieber über reale Ereignisse.
Aber es ereignet sich ja nichts. Zumindest nicht bei mir. Worüber soll ich bloß schreiben? Ich habe KLOZ-Boss Gausmann versprochen abzuliefern. Und wer nicht abliefert, ist überflüssig im Kapitalismus. Das ist einfach so.
Okay, ruhig bleiben. Ich gucke in meinen Ideen-Ordner. Was gehen würde: ein kurzer Text darüber, wie ich im Auto an der Ampel furze, während ich der Person im Auto neben mir in die Augen sehe. Haha. Nein, die Story ist zu gut, um sie voreilig abzufeuern. Die kommt später. Vielleicht zum Nikolaustag, mal sehen.
Ich könnte auch erklären, wie man Spiegeleier auf Käsetoast macht. Das geht nämlich so: Pfanne, Öl, maximale Hitze. Toast toasten. Wenn Öl dampft, Eier in Pfanne. Fertigen Toast auf Teller, Käse auf Toast. Eier wenden, Hitze aus. Eier auf Käsetoast. Salzen, servieren. Wenn Eigelb zerstört, Selbstkritik üben.
Essen wie im Wahn, und das Fitness-Studio ist immer noch dicht, darum Home-Workout. Mit Rucksack voller Wasserflaschen mache ich Kniebeugen auf einem Bein. Dabei halte ich mich am Türrahmen fest, um nicht auf die Fresse zu fallen. Das ist doch idiotisch.
Und das Schlimmste von allem: Trotz Bodyweight-Training-Knochenmühle werde ich immer dicker. Aber was tun. Wenn eine Pandemie tobt, brauche ich viel Curryketchup, sonst drehe ich durch, wie die Erfahrung lehrt.
Dazu kommt der Kopf: beim Handstand an der Wand ist er so zum Platzen voll mit Blut, dass es die Gedanken plattdrückt und deformiert. Das wäre für niemanden gut, und besonders schlecht ist es für den Kolumnisten. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.