Kolumne Abenteuer Atmung
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„Ich hatte immer das Gefühl / Es wird alles den Bach runtergehen“

Foto von Elektro Strothmann

Kolumne Abenteuer Atmung

Als ich am Samstag aufwache, habe ich einen Ständer. Ich weiß nicht, ob das hierher gehört, aber so ist es nun mal. Gott ist mein Zeuge. 

Ich gehe in die Küche und setze Kaffee auf. Dann hocke ich mich aufs Klo und schaue im Internet nach, was los ist in der Welt. Es haut mich nicht gerade vom Hocker, aber ein paar Mal schmunzeln muss ich schon. 

Als ich fertig bin, ist auch der Kaffee fertig. Ich nehme die Kanne und zwei Tassen mit ins Schlafzimmer und lege mich wieder ins Bett. Meine Frau ist jetzt auch wach. Wir trinken Kaffee, dann ziehen wir uns an und gehen zum Theater. 

Dort gibt es sowas wie eine ganz kleine, inoffizielle AfD-Kundgebung. Irgendwas werden sie schon wollen, die AfD-Leute. Aber ihre Plakate sind so winzig, dass ich sie nicht lesen kann. Es gibt auch einen Mann mit Megafon. Als er anfängt zu reden, fängt die Gegendemo an mit den Trillerpfeifen und den Sprechchören. 

Von einem netten, alternativen Mädchen besorgt meine Frau auch für uns zwei Trillerpfeifen, und wir trillern los. Man versteht kein einziges Wort von dem, was der Mann mit Megafon erzählt, aber das ist auch gut so, denn Rassisten soll man nicht zuhören. 

Wir lärmen, bis die AfD-Leute mit ihrem Kram durch sind, dann gehen wir wieder nach Hause. Dort mache ich uns Spiegeleier auf Käsetoast. Es sind die einfachen Dinge. 

Ich verbringe ein paar Stunden mit Nichts, dann mache ich Sport. Die Einzelheiten erspare ich euch. Als ich am späten Abend nochmal das Internet durchwühle, sehe ich, dass es einen neuen Song von den Rolling Stones gibt, den ersten seit acht Jahren. Er heißt „Living in a Ghost Town“. 

Der Song gefällt mir ausgezeichnet. Ich höre ihn gleich zehnmal. Meine Lieblingszeilen lauten übersetzt: „Ich hatte immer das Gefühl / Es wird alles den Bach runtergehen“.

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